Wenn ich auf der Königsallee, von uns Düsseldorfern liebevoll „die Kö“ genannt, entlangflaniere, spüre ich immer diesen besonderen Pulsschlag der Stadt – elegant, weltgewandt, aber doch auf charmante Weise rheinisch geblieben. Einst 1804 als Prachtstraße angelegt, erinnert sie mit ihren imposanten Platanen und dem idyllischen Kö-Graben an das Pariser Boulevardleben. Nur dass hier, mitten in Düsseldorf, das Glitzern der Ladenfenster mit den Plätschern der nördlichen Düsseldorf rivalisiert, die sich durch die Mitte zieht.
Neben der Mode hat hier auch Geschichte ihren Platz: Die Königsallee trug einst den nüchternen Namen „Kastanienallee“. Ihren heutigen Namen erhielt sie, so will es die Legende, erst nach einem königlichen Eklat, bei dem wütenden Düsseldorfer Pferdeäpfel nach dem Preußenkönig warfen. Die friedliche Versöhnung brachte ihr dann den majestätischen Titel ein.
Vom Corneliusplatz zum Joachim-Erwin-Platz – Düsseldorfs Wandel im Detail
Am nördlichen Ende der Kö öffnet sich der Corneliusplatz mit seinem berühmten Schalenbrunnen – ein Kleinod klassischer Stadtgestaltung. Hier ruht man gern auf einer Bank, blickt über das Wasser, das die Schwäne gemächlich durchziehen, und lässt den Blick zum Hofgarten schweifen – jenem „grünen Herzen“ Düsseldorfs, das der Stadt den Beinamen „Gartenstadt“ eingebracht hat.


Gut zu wissen: Beiname „Gartenstadt“ für Düsseldorf
Der Beiname „Gartenstadt“ für Düsseldorf beschreibt die Stadt als grün geprägte Metropole mit einem hohen Anteil an Parks, Promenaden und Wasseranlagen, die aus dem 19. Jahrhundert stammen und sie von anderen Industriestädten abheben.
Die Geschichte beginnt mit dem Hofgarten, Düsseldorfs ältestem öffentlichen Park aus dem 18. Jahrhundert vor dem Schloss Jägerhof, den Kurfürst Carl Theodor „zur Lust der Einwohnerschaft“ als Volkspark anlegte – der erste Deutschlands. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erweiterte Landschaftsarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe den Hofgarten auf rund 27 Hektar bis zum Rhein, gestaltete die Königsallee mit ihrem Wassergraben, den Ständehauspark sowie Anlagen auf ehemaligen Stadtbefestigungen und schuf so den „grünen Gürtel“, der Düsseldorf den Ruf einer Gartenstadt einbrachte.
Dieser Ruf unterscheidet sich von der internationalen Gartenstadtbewegung (seit Ebenezer Howard 1898), die genossenschaftliche Siedlungen propagierte; In Düsseldorf geht es um die wilhelminische Aufwertung der Innenstadt durch Grünflächen.
Ein paar Schritte weiter erreiche ich den Joachim-Erwin-Platz mit dem Kö-Bogen, einem Paradebeispiel moderner Architektur. Wo vormals die Hochstraße die Stadt zerschnitt, verbinden heute fließendes Wasser, geschwungene Linien und Blumenrabatten die Orte wieder miteinander. Besonders schön ist hier der Blick auf die lebhaften Enten, die glitzernde Oberfläche des Teichs und die prächtige Löwenstatue am Kö-Graben.
Gut zu wissen: Joachim-Erwin-Platz in Düsseldorf
Der Joachim-Erwin-Platz in Düsseldorf ist ein zentraler Platz am Kö-Bogen in der Innenstadt, benannt nach dem ehemaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin, der als Visionär für die Neugestaltung des Areals gilt und 2008 verstarb. Mit rund 1.250 Quadratmetern liegt er strategisch zwischen Schadowplatz, Dreischeibenhaus und der Königsallee, als Knotenpunkt mit hoher Passantenfrequenz inmitten moderner Architektur wie dem Kö-Bogen II von Daniel Libeskind.
Besonders hervorzuheben sind die umliegenden Neubauten wie JEP1 (Joachim-Erwin-Platz 1), ein achtstöckiges Gebäude mit nachhaltiger Doppelfassade, begrünter Dachterrasse und Panoramablick, das Motel One und Douglas verwaltet. Der Platz verkörpert den Wandel der Stadt von autogerechten Flächen hin zu öffentlichen, einladenden Räumen mit moderner Architektur und Einkaufsattraktionen.
Mode, Kultur und kleine Genüsse
Natürlich lässt sich auf der Königsallee nicht über Mode sprechen, ohne den Kö-Bogen und das Modehaus Breuninger zu erwähnen. Hier finden regelmäßig Modenschauen statt – weltoffen und doch mit feinem Düsseldorfer Understatement. Wer mag, kehrt zum Lunch im Steigenberger Parkhotel ein, und wer abends das Besondere sucht, den erwartet im „Le Petit Chef“ ein Menü, das nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge verzaubert.
Gut zu wissen: „Le Petit Chef“ im Steigenberger Parkhotel Düsseldorf
„Le Petit Chef“ im Steigenberger Parkhotel Düsseldorf ist eine aufwendig inszenierte Dinner-Show, bei der ein winziger animierter Koch per 3D-Projektion direkt auf dem Tisch „kocht“ und die Gäste durch das Menü begleitet. Man sitzt an fest eingedeckten Tischen, erlebt kurze animierte Sequenzen auf dem Teller und dazwischen werden die passenden Gänge – ein mehrgängiges, eher hochpreisiges Menü – serviert.
Das Konzept verbindet auch Feinschmecker-Küche mit multimedialem Erlebnis: internationale, meist französisch- und italienisch-inspirierte Gerichte, abgestimmt auf die jeweilige „Reise“ des kleinen Chefs. Insgesamt ist es weniger ein klassisches Hotelrestaurant und mehr ein Event-Abend, den viele Gäste als besonderes Highlight für Anlässe wie Geburtstage oder Städtekurzreisen buchen.
Ganz andere Genüsse finde ich später in der Konditorei Heinemann – ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Ihr Trüffelkonfekt und die Torten sind legendär, das ich hier gern nachmittags genieße.
Gut zu wissen: Konditorei Heinemann
Die Konditorei Heinemann ist eine traditionsreiche deutsche Konditorei-Kette, die 1932 von Hermann und Hanni Heinemann in Mönchengladbach gegründet wurde und seither für handwerkliche Präzision, frische regionale Zutaten ohne Industrieware sowie Spezialitäten wie Champagner-Trüffel, Herrentorte und Baumkuchen steht. Das Familienunternehmen in der zweiten und dritten Generation hat heute 13 Filialen in sechs Städten, darunter mehrere in Düsseldorf, und ist europaweit für feinste Pralinen und Torten bekannt, die sogar an Königshäuser und Papiere geliefert werden.
In Düsseldorf ist eine der prominenten Adressen die Filiale an der Königsallee (Kö-Center), wo seit 1969 Pralinen- und Café-Angebote angeboten werden – ein Ort für Genussmomente inmitten der eleganten Shoppingmeile. Die Marke zeichnet sich durch grüne Verpackungen und Lkw mit dem Slogan „Kleines Laster“ aus und feierte 2022 ihr 90-jähriges Jubiläum unter dem Motto „Die Zeiten verändern sich. Wir bleiben lecker.“
Für den Kaffee danach zieht es mich weiter zur Pasticceria San Marco , unweit der Kö. Das originale italienische Flair, die feinen Dolci und die Espressokunst erinnern mich jedes Mal daran, wie sehr Düsseldorf auch durch seine japanische und italienische Gemeinde bereichert wird. Wer neugierig ist, kann einen Blick auf die Speisekarte werfen – ein Stück Italien im Rheinland.
Kultur und Klassik: Von der Oper bis zum Winterglanz
Die Deutsche Oper am Rhein begeistert mich immer wieder mit Klassikern wie Macbeth , Die Zauberflöte oder Die Fledermaus . So viel Kultur auf so kompaktem Raum ist selten. Und wenn im Winter die Königsallee in goldenes Licht getaucht ist, verwandelt sich die Stadt in ein Märchen: Eisbahn und Weihnachtsmarkt bei Kö on Ice laden zum Verweilen ein.


Gut zu wissen: Deutsche Oper am Rhein
Die Deutsche Oper am Rhein ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die 1956 gegründet wurde, um ein gemeinsames Opern-, Operetten-, Musical- und Ballettprogramm mit zwei Bühnen – dem Opernhaus Düsseldorf (1250 Plätze) und dem Theater Duisburg (1064 Plätze) – sowie den entsprechenden Orchestern zu betreiben. Die Wurzeln reichen zurück bis 1875, als das Düsseldorfer Stadttheater (heutiges Opernhaus) nach Plänen von Ernst Giese im Stil der Neorenaissance gegründet wurde und bereits 1875 vorzeitig eröffnet wurde; Duisburg folgte 1887 mit der Tonhalle und 1912 mit einem eigenen Theater.
Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg – das Düsseldorfer Haus 1943 bombardiert und provisorisch wiederaufgebaut – Schloss 1955 ein Vertrag die langjährige Kooperation beider Städte neu, die erste Spielzeit startete 1956/57 mit Elektra in Düsseldorf und Falstaff in Duisburg unter Generalintendant Hermann Juch. Das Düsseldorfer Opernhaus wurde 1954–1956 modern umgebaut (Architekten Paul Bonatz ua), während frühere Intendanten wie Ludwig Zimmermann (1903–1920) oder Gustaf Gründgens (nach 1945) Meilensteine setzten.
Heute zählt die Oper zu den größten Ensembles Deutschlands mit Solisten, Chor und Ballett am Rhein, wobei Generalintendant Christoph Meyer bis 2025 wirkte und Chefdirigent Vitali Alekseenok seit 2024 leitet.
Dann gibt es noch die Schadowstraße , die mit ihren Geschäften den Bogen vom Luxus der Kö zum alltäglichen Einkaufsbummel schlägt. Und wer Düsseldorf wirklich erleben will, darf den Abstecher in die Altstadt nicht verpassen – die „längste Theke der Welt“, wo ein Glas Altbier und eine fröhliche Runde stets dazugehören. Besonders empfehlenswert: ein Abendessen im Restaurant Sansibar – nordische Küche mit rheinischem Charme.


Gut zu wissen: Schadowstraße in Düsseldorf
Die Schadowstraße in Düsseldorf, eine der frequentiertesten Einkaufsstraßen Deutschlands, entstand im 17. Jahrhundert als gepflasterter Fuhrweg (Flinger Steinweg) unter Kurfürst Jan Wellem, der Düsseldorf mit Gerresheim verband und mit Pferdetränken sowie Gastschenken gesäumt war. 1851 erhielt sie ihren Namen zu Ehren des Malers Wilhelm von Schadow, Gründer der Düsseldorfer Malerschule, nachdem sie zuvor Gärten reicher Altstädter verwaltete und ab dem 19. Jahrhundert Kinos, Theater, Varietés sowie Warenhäuser wie Tietz (1899) und Ibach-Haus (1900) aufnahm.
Im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, wurde sie in der Nachkriegszeit als Geschäftsstraße wiederaufgebaut: Die Alte Tonhalle (1889–1952), aus der Karstadt, gegenüber dem Kaufhof entstand, wurde sie in den 1950er Jahren zu einer Top-Einkaufsmeile machte. Seit den 1980er Jahren erweiterten sich die Fußgängerzone, Neubauten wie Schadow-Arkaden (1990er) und Peek & Cloppenburg (2001) sie, während der Abriss der Hochstraße Tausendfüßler (2013) und der Kö-Bogen den Übergang zur Königsallee ebneten.
Heute verbindet die Schadowstraße Kö, Schadowplatz und Wehrhahn, steht im Wandel durch U-Bahn-Bau und Neugestaltungen zu einer autofreien, hochwertigen Shoppingmeile mit gelben Sitzskulpturen und Terrazzo-Pflaster.
Gut zu wissen: „längste Theke der Welt“
Die „längste Theke der Welt“ ist kein physischer Tresen, sondern eine sinnbildliche Bezeichnung für die hohe Dichte von über 260 Bars, Kneipen, Brauhäusern, Restaurants und Clubs auf weniger als einem Quadratkilometer in Düsseldorfs Altstadt, vor allem rund um Bolkerstraße, Ratinger Straße und Flinger Straße.
Der Ausdruck wurde in den 1970er Jahren populär, etwa durch Entertainer Hans-Jürgen Baeumler in einer TV-Sendung oder das Altbierlied von Hans Ludwig Lonsdorfer im Karneval 1978/79 („Wir haben in Düsseldorf die längste Theke der Welt“), das später von Fans der DEG und Fortuna übernommen wurde. Die Wurzeln liegen jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg: Ab 1954 entstanden in der zerstörten Altstadt Jazzkeller, Bars und Tanzlokale wie „Die Goldene Welt“ (Bolkerstraße 7), was den Boom der Gastronomie einleitete – von Hausbrauereien wie Uerige und Füchschen bis zur Partymeile heute.
Heute symbolisiert der Begriff Düsseldorfs lebendiges Nachtleben mit Altbier-Tradition, Terrassen und internationalem Publikum, das die Altstadt seit ihren Ursprüngen im 13. Jahrhundert als Schmelztiegel prägt.
Geschichte im Wandel
Natürlich ist die Kö nicht nur Glanz und Gloria. Große Namen wie Franzen oder Esprit sind schon verschwunden, Zeichen dafür, dass selbst edle Boulevards dem Wandel unterliegen. Doch genau das macht Düsseldorf so lebendig: die Mischung aus Tradition und modernem Puls.
Gut zu wissen: Hop-on-Hop-off-Bus in Düsseldorf
Der Hop-on-Hop-off-Bus in Düsseldorf ist eine flexible Sightseeing-Tour mit roten Doppeldecker-Bussen des Tourismusbüros Visit Düsseldorf, bei der Passagiere an 7 zentralen Haltestellen (z. B. Königsallee, Altstadt, Medienhafen, Hauptbahnhof) beliebig ein- und aussteigen können, um Sehenswürdigkeiten im eigenen Tempo zu erkunden – ein 24-Stunden-Ticket mit Audioguide in 10 Sprachen kostet ca. 24 € pro Erwachsenem.
Die Touren laufen seit etwa 2016/2017 täglich alle 40–60 Minuten auf einer 90-minütigen Rundstrecke durch die Innenstadt und bedienen Highlights wie Rheinterrassen oder Aquazoo; Seit 2025 sind die Busse vollständig elektrisch und dienen als Plattform für Events wie Werbekampagnen oder Video-Produktionen.
Eine Haltestelle liegt direkt an der Königsallee, ideal für den Einstieg in die Shoppingmeile.
Wenn ich am Ende meines Spaziergangs noch einmal beim Tritonenbrunnen von 1902 verweile und das Wasser plätschern höre, denke ich, dass diese Stadt wie ihr Fluss ist – beständig in Bewegung, aber nie ohne Ruhepunkte. Genau das macht ihren Reiz aus.
Gut zu wissen: Tritonenbrunnen
Der Tritonenbrunnen in Düsseldorf ist eine monumentale Brunnenskulptur aus Bronze und Stein am nördlichen Ende der Königsallee (Kö-Brücke), die den griechischen Meeresgott Triton darstellt: Er hält mit einer Lanze einen gewaltigen wasserspeienden Fisch zurück, während zwei nackte Wasserkinder (Putten) den Fisch bekämpfen; Die Gruppe thront auf künstlichen Felsen, umgeben von Muschelschalen mit Löwenköpfen.
Der Düsseldorfer Bildhauer Friedrich Coubillier schuf das Werk von 1898 bis 1902 im Stil des Neobarock, finanziert vom Stadtverschönerungsverein, um die Prachtstraße als „Point de vue“ – gestalterischen Abschluss der Kö-Graben-Achse – zu krönen. Er symbolisiert mythische Meeresmächte und passt zur wilhelminischen Ära, in der Düsseldorf als aufstrebende Metropole ihre Boulevards pariserisch aufwertete.
Das Kunstwerk inspirierte weitere Skulpturen wie die „Jröne Jong“ von Joseph Hammerschmidt und wurde kürzlich restauriert, um seine Patina und Funktionalität zu erhalten.
Am Ende dieses Spaziergangs über die Kö bleibt für mich vor allem eines: das Gefühl, einer Stadt ganz nah zu sein, die sich immer wieder neu erfindet und doch ihren Charakter bewahrt. Zwischen alten Platanen, klassischer Brunnenkunst, moderner Architektur und kleinen kulinarischen Fluchten zeigt Düsseldorf, wie harmonisch Geschichte, Eleganz und Alltag ineinandergreifen.
Dieser Mix aus Tradition und Wandel, aus großer Oper und stiller Parkbank, macht die Kö für mich zu einem Ort, an den ich immer wieder gerne zurückkehre – und den ich jedem ans Herz lege, der Düsseldorf mit offenen Augen und Genussbereitschaft entdecken möchte.

Sehr schön beschrieben und auch eine Einladung zum Besuch von Düsseldorf!